Gro?e Versprechen, wechselnde Gesetze, neue Fristen: F?r den Heizungsbauer Rolf Sch?ll aus T?bingen f?hlt sich die Energiewende an wie ein politischer Drahtseilakt – mit wechselnden Balancierstangen. Der Betrieb setzt l?ngst auf neue Technologien, doch klare Fahrpl?ne seitens der Politik fehlen. Ein Blick hinter die Kulissen erscheint wie ein Lagebericht aus dem Maschinenraum der Energiewende – und vermittelt das Spannungsfeld von Fachkr?ftemangel, Energiepolitik und b?rokratischem Zickzackkurs. Wie also gelingt der Alltag im Heizungsbau zwischen Fortschritt, Frust und der Suche nach verl?sslichen Rahmenbedingungen?
„Ich erinnere mich gut an die Zeit, als ich noch ein Steppke war und alles bei uns daheim am K?chentisch passierte“, erinnert sich Rolf Sch?ll. Dort schrieb die Mutter die Rechnungen f?r die Firma und wenn der REISSER Au?endienst zu Besuch kam, sa?en alle dort recht famili?r zusammen. „Man a? miteinander, besprach sich und jahrzehntelang waren es die gleichen Gesichter.“ Inzwischen f?hrt er den Betrieb f?r Bad, Heizung, Sanit?r und Flaschnerei, den es seit mehr als 90 Jahren in T?bingen gibt und inzwischen Sch?ll GmbH hei?t, in dritter Generation. „Den dreistufigen Vertriebsweg lobe ich mir, denn online bestelle ich recht wenig. Stattdessen habe ich einen pers?nlichen Ansprechpartner. Wenn ich Unterst?tzung oder R?ckmeldungen brauche, ist schnell jemand greifbar.“
Mit dem SHK-Gro?h?ndler REISSER aus B?blingen machte schon sein Gro?vater Gesch?fte, so ist es bis heute geblieben. Auch wenn sich die Arbeitsbereiche gewandelt und die T?tigkeitsfelder erweitert haben, gerade in Hinblick auf erneuerbare Energien und alternative Systeme: Seit drei Jahren baut Rolf Sch?ll W?rmepumpen des Herstellers LG ein. Wie zufrieden seine Kunden bisher sind, kann er nur absch?tzen: „Bisher hat sich keiner gemeldet, es gab also weder Reklamationen oder Probleme. Wenn die Menschen nicht meckern, ist alles in bester Ordnung – das besagt ja auch ein schw?bischer Spruch.“
Handwerker k?mpfen mit planungspolitischem Hin und Her
Sehr viel unklarer ist dabei die politische Gemengelage. Die W?rmepumpe sollte die L?sung sein. Doch statt eines technologischen Durchbruchs erleben SHK-Betriebe ein planungspolitisches Hin und Her. W?hrend Ministerien um Gesetze ringen, k?mpfen Handwerker mit unklaren Vorgaben, Fachkr?ftemangel – und der Frage, was sie ihren Kunden noch versprechen k?nnen. „Mit der Ampel-Koalition schienen alle wie auf Wolke 7 zu schweben. Die Regierung wollte die Energiewende in schnellem Tempo vorantreiben. Zusammen mit den alten Heizsystemen werde ich allm?hlich ?berfl?ssig, das war mein Gedanke. Ich bin davon ausgegangen, dass die jungen Kollegen dann nur noch W?rmepumpen machen“, reflektiert Sch?ll.
Inzwischen gibt es eine neue Regierung mit einer neuen Marschrichtung. Die Ver?nderungen, die in wenigen Jahren in Aussicht gestellt wurden und die auch die SHK-Betriebe entsprechend vorgedacht und vorbereitet hatten, bekommen nun wieder neue Strukturen. Neben dem aufgehobenen ?lkesselverbot gelten nun auch neue Zeitr?ume. „Die gro?e Koalition will das Heizungsgesetz wieder entsch?rfen und das Tempo der Umsetzung drosseln. Die neue Deadline liegt jetzt im Jahr 2045. In meinem Berufsleben werde ich also bis zum Schluss immer noch Gas- und ?lheizungen einbauen.“
Dabei hatte Rolf Sch?ll extra am REISSER Energiecampus in T?bingen an den W?rmepumpen-Schulungen teilgenommen. „Gerade die physikalischen Grundlagen sind eine Weile her, wenn ich an meine Ausbildung denke. Daher habe ich dieses Angebot genutzt, um unsere Leistungen in der modernen Haus- und Geb?udetechnik zu erweitern“, sagt der Gesch?ftsf?hrer. Um sich immer tiefer in die neue Technik einzuarbeiten und als Handwerksbetrieb das alternative System ausf?hren zu k?nnen, waren ihm die Fachschulungen an den laufenden LG-Ger?ten wichtig und wertvoll. „Es gibt viel zu tun. Doch um den Einbau von klimafreundlichen W?rmepumpen zu beschleunigen, braucht es Fachleute, die das auch machen.“
Heute schaut Heizungsbauer Rolf Sch?ll etwas ern?chtert auf die Situation. Denn ob Gas- oder ?lheizung, Holz- oder Pelletheizung, Solarheizung oder Heizanlagen im Verbund mit regenerativen Energien: Sein Betrieb wird auch weiterhin die komplette Breite der verschiedenen Varianten abdecken m?ssen. „Hurra, ich und die alten Systeme werden also nach wie vor gebraucht – doch eigentlich war das anders geplant und hat sich faktisch tats?chlich ge?ndert.“ Seine Mitarbeiter muss er nun weiterhin parallel qualifizieren, anstatt alles auf die W?rmepumpe zu fokussieren. „Es schadet zwar nicht, wenn man auch eine Ahnung von fossilen Brennstoffen hat. In unserem kleinen Betrieb ist ohnehin eine sehr breite Ausbildung wichtig. Doch der Wandel zeichnet sich nun doch deutlich langsamer ab als gedacht.“
Fachhandwerker wachsen nicht auf B?umen
Die gro?e Welle durch die Energiewende, die der Betrieb sowohl erhofft als auch bef?rchtet hatte, bleibt nun aus. „Betriebswirtschaftlich ist es mir so auch lieber, wenn wir eine stetige Ver?nderung realisieren. Die Fachhandwerker wachsen nicht auf B?umen, der Markt an Arbeitskr?ften gibt es gar nicht her, dass wir alle Heizungsanlagen auf einmal erneuern. 100 Heizungen pro Jahr h?tten wir als kleiner Betrieb gar nicht bew?ltigt – und das war ja durchaus mal gefordert, ich habe das mal im Sinne von Habeck berechnet.“ Mit vollen Auftragsb?chern und den Auflagen durch die Regierung h?tte jedes Unternehmen weitere Monteure einstellen m?ssen – aber woher diese bekommen? Der Einsatz von Mitarbeitern aus Leihfirmen ist bei Spitzen zwar eine Handhabung, allerdings keine Dauerl?sung. „Zum einen ist die Qualifikation oft nicht so hoch, zum anderen wollen die Leute auch nicht fest in einen Betrieb, die suchen eher Abwechslung.“
Momentan agieren alle in einem etwas ruhigeren Fahrwasser, so Sch?ll: „So lange eine Heizungsanlage ihren Dienst tut, ist es auch ok. Nun kann man mit den Kunden ?berlegen, zu welcher Gelegenheit diese raus kommt und durch was sie dann ersetzt wird. Derzeit gibt es l?ngere ?bergangsfristen und einige Schlupfl?cher. Die Hausbesitzer sind nicht mehr so unter Druck. Es war den Menschen auch schwer vermittelbar, dass sie ihren zehn Jahre alten Kessel pl?tzlich ein eine W?rmepumpe umbauen sollen. Das h?tte wirtschaftlich wirklich keinen Sinn gemacht.“ Noch immer, so hat Sch?ll das Gef?hl, sind viele Kunden verunsichert. Wer eine funktionst?chtige Anlage daheim hat, scheut den Wechsel. „Bei Gasthermen ist eher die Tendenz: wir warten ab, wie lange die Heizung noch l?uft. Bei ?lheizungen ist die Bereitschaft gr??er und die Kunden w?nschen sich den Austausch und die Aufkl?rung.“ Meist steht dabei die Wirtschaftlichkeit einer W?rmepumpe im Vordergrund, ob sich auch ?ltere Geb?ude umstellen lassen auf erneuerbare Energien, mit welchem Aufwand das verbunden und wie pragmatisch alles auf lange Sicht ist.
Gerade bei Heizk?rperanlagen ist mehr „Gehirnschmalz“ notwendig, gute Beratung und Planung gehen dem voraus: Welche Heizk?rper m?ssen im Einzelnen betrachtet werden? Wie lassen sich gr??ere W?rmefl?chen schaffen? L?sst sich durch eine Fassadend?mmung die Vorlauftemperatur reduzieren? Wie sind die Rohrleitungen konzipiert? Wie sieht die Berechnung der Gesamtheizungsanlage aus? „Bei einer sechsstelligen Summe als Investition, die der Eigent?mer erst einmal vorstrecken muss, braucht es eine professionelle Herangehensweise“, wei? Sch?ll.
Eindeutige Ansagen seitens der Politik erw?nscht
Diese Expertise steuert der Handwerksbetrieb mit seinen Fachleuten gerne bei. Gleichzeitig w?nscht sich der Heizungsbauer eindeutige Ansagen und klare Strukturen seitens der Politik, wie es die n?chsten Jahre weitergeht. „Nach dem Regierungswechsel stehen alle wieder auf der Bremse. Dazu kommt nach wie vor der Fachkr?ftemangel in der Branche. F?r viele Verbraucher ist das Thema Energiewende noch immer zu undurchsichtig.“ Die vielen blinden Flecken k?nnen die Heizungsbauer nicht auffangen. Stattdessen braucht es Klarheit bei den F?rderprogrammen und mehr Unterst?tzung durch die Energieberater – doch auch diese laufen oft am Limit. „Wir Monteure k?nnen nicht auch noch Antr?ge schreiben f?r KfW und Bafa – schlie?lich wollen wir nicht st?ndig im B?ro sitzen, sondern dort handwerklich arbeiten, wo wir gebraucht werden.“
Dass in Zukunft nicht alles allein mit W?rmepumpen zu schaffen ist, davon ist Sch?ll ?berzeugt: „Wir brauchen auf Dauer auch Gasanschl?sse, beispielsweise in der T?binger Altstadt gibt das Baurecht im Denkmalschutz mit seinen Auflagen nichts anderes her. Das Fernw?rmenetz wird die Kommunen auch noch intensiver besch?ftigen, aber sie kommen ja kaum hinterher. Hauptsache die B?rokratie wird endlich in Angriff genommen.“ Mal ?nderungen, mal Lockerungen, dann wieder Versch?rfungen: Was ist der aktuelle Stand bei der Energiefrage, was kommuniziert die Presse, was hat Bestand? „Wir als Handwerker k?nnen uns nicht t?glich neu einlesen, was ein Minister entscheiden hat, welcher Umschlusszwang bis zu welchem Datum denn nun existiert oder auch nicht. Was wir jetzt brauchen: echte Transparenz und Klarheit.“
Zur Person
Rolf Sch?ll (Jahrgang 1963) startete 1980 seine dreij?hrige Ausbildung im elterlichen Betrieb. Damals war sein Gro?vater auch noch mit an Bord. Durchschnittlich hatte der Betrieb f?nf bis sechs Mitarbeiter. Als Teil der Baby Boomer Generation mit ihren geburtenstarken Jahrg?ngen war die damalige Situation am Arbeitsmarkt nicht sehr rosig, die Konkurrenz recht gro?. Jugendliche konnten sich nicht in allen m?glichen Berufen ausprobieren und bei der Bewerbung um einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz musste man sich gegen zahlreiche Mitbewerber behaupten. „Warum soll ich mich also da drau?en rumschlagen, wenn ich den einfacheren Weg w?hlen kann? Im famili?ren Nest hatte ich die M?glichkeit auf eine gute und breite Ausbildung, das habe ich genutzt“, erinnert sich Rolf Sch?ll.
Dass er nach der Meisterpr?fung keine Gelegenheit gesucht hat, auch mal in einen anderen Betrieb hineinzuschnuppern und seinen Horizont zu erweitern, bereut er im Nachhinein fast ein wenig. „Aber ich hatte auch so immer schon einen abwechslungsreichen Arbeitsalltag.“ Sein gutes Berufsschulzeugnis er?ffnete ihm in den 1980er-Jahren sogar mit der Handwerkskammer Reutlingen einen 14-t?gigen Austausch mit einem Handwerksbetrieb in Frankreich. „Mein Sprachtalent in Englisch war recht passabel und in Franz?sisch gen Null. Irgendwie haben wir uns sowohl in der Familie als auch im Betrieb dann doch verst?ndigt.“
1991 absolvierte Rolf Sch?ll seine Meisterpr?fung als Gas-Wasser-Installateur und ein Jahr sp?ter in der Klempnerei. 2001 ?bernahm er in dritter Generation den Betrieb und f?hrt ihn seither als Sch?ll GmbH mit seiner Mannschaft aus zwei Gesellen und einem Auszubildenden, seine Frau k?mmert sich um das B?ro.
Von Blechbearbeitung bis Regenwasserabl?ufe, von Dachverkleidungen bis Schornsteinsanierung, von zentraler Staubsauganlage bis Wasserfilterung: Mit einem breiten Leistungsspektrum wird die traditionsreiche Firmengeschichte der Flaschnerei Sch?ll fortgeschrieben. Der Betrieb hat sich seit 1933 im Heizungs- und L?ftungsbau sowie der Sanit?rbranche etabliert, bietet Beratung, Wartung und Reparaturen an, k?mmert sich um Neuanlagen genau wie um Sanierungen. Von der Werkstatt in T?bingen-Hagelloch und der Zweigstelle in Ammerbuch-Poltringen aus werden die Installationen und Arbeiten geplant und realisiert. Die Leistungen in der modernen Haus- und Geb?udetechnik sind vielf?ltig und umfassen neben Installation, Neuerungen und Kundendienst eben auch alternative Energien wie Solaranlagen und W?rmepumpen.
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