Der deutsche Mittelstand steht vor einem tiefgreifenden Generationswechsel. Studien des IfM Bonn und der KfW zeigen: Bis 2027 werden ?ber **850.000 mittelst?ndische Unternehmen** in Deutschland eine Nachfolgel?sung ben?tigen. Besonders alarmierend ist, dass fast jeder dritte Unternehmer ?ber 60 Jahre bislang keinen geeigneten Nachfolger gefunden hat. Die wirtschaftlichen Folgen drohen gravierend zu werden – nicht nur f?r Arbeitspl?tze und regionale Strukturen, sondern auch f?r die Steuerbasis der Kommunen.
Angesichts dieser Entwicklungen r?cken steuerliche Anreize und Abschreibungsmodelle f?r Unternehmens?bergaben st?rker in den politischen und betriebswirtschaftlichen Fokus.
Nachfolgekrise trifft Kern des Mittelstands
Der Mittelstand – h?ufig inhabergef?hrt und lokal verwurzelt – stellt mit ?ber 99% der Unternehmen das R?ckgrat der deutschen Wirtschaft. Doch viele dieser Unternehmen sehen sich einem strukturellen Problem gegen?ber: W?hrend die Gr?nder- und Inhabergeneration langsam in den Ruhestand tritt, bleibt die Nachfolgegeneration oft aus – sei es aus Mangel an Interesse, Kapital oder Kenntnis ?ber die steuerlichen Auswirkungen eines ?bergangs.
In zahlreichen F?llen scheitert die Unternehmensnachfolge nicht an betriebswirtschaftlichen Faktoren, sondern an steuerlichen H?rden und einer fehlenden strategischen Planung.
Steuerliche Belastung bei ?bergabe oft untersch?tzt
Ein zentraler Aspekt der Nachfolge ist die erbschaft- oder schenkungsteuerliche Behandlung der Unternehmens?bertragung. Zwar sieht das Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetz (ErbStG) unter bestimmten Bedingungen Steuerbefreiungen von bis zu 85% oder sogar 100% des Betriebsverm?gens vor (?13a, ?13b ErbStG), doch sind diese an strenge Voraussetzungen gebunden:
* **Lohnsummenklausel**: Die Fortf?hrung des Betriebs mit gleichbleibender Lohnsumme ?ber f?nf bzw. sieben Jahre
* **Behaltensfristen**: Ver?u?erungsverbot innerhalb von 5 oder 7 Jahren
* **Mindestbeteiligung** bei Kapitalgesellschaften
Diese Regelungen sollen eine reine Steuergestaltung verhindern, stellen aber f?r Nachfolger insbesondere in kapitalintensiven oder personalarmen Unternehmen ein hohes Risiko dar.
Neues Abschreibungsmodell: Kaufpreisabschreibung ?ber 10 Jahre
Zur Entlastung potenzieller Erwerber wird derzeit auf politischer Ebene verst?rkt ?ber ein neues Abschreibungsmodell diskutiert, das dem Mittelstand neue Gestaltungsspielr?ume er?ffnen k?nnte:
Die Kaufpreisabschreibung ?ber zehn Jahre.
Dabei soll der Kaufpreis eines ?bernommenen Unternehmens steuerlich linear ?ber zehn Jahre als Betriebsausgabe abgeschrieben werden d?rfen. Dies w?rde insbesondere familienfremden K?ufern – also externen Nachfolgern oder Investoren – einen Anreiz bieten, ein Unternehmen zu erwerben, da die steuerliche Belastung ?ber die Jahre verteilt und damit die Liquidit?tswirkung gemildert wird.
Vorteile dieses Modells:
* Planungssicherheit f?r K?ufer und Investoren
* Anreiz zur Betriebsfortf?hrung statt Liquidation
* Reduktion der Steuerlast in der Anlaufphase nach der ?bernahme
* Vermeidung von Stilllegungen und Arbeitsplatzverlust
Obgleich dieses Modell bislang noch nicht gesetzlich verankert ist, erf?hrt es breite Unterst?tzung aus Kammern, Verb?nden (z.B. BVMW, DIHK) und steuerpolitischen Fachgremien.
Degressive AfA und Investitionsanreize in ?bergangsphasen
Auch au?erhalb der klassischen Nachfolgeregelung bietet das Steuerrecht M?glichkeiten, ?bergaben steuerlich zu gestalten. Besonders wichtig sind dabei Abschreibungen, etwa im Rahmen von Investitionen nach der ?bernahme.
Die Bundesregierung hat zum Jahresbeginn 2025 ein Investitionspaket verabschiedet, das auch f?r Nachfolger relevant ist. Darin enthalten:
* Degressive Abschreibung** (AfA) auf bewegliche Wirtschaftsg?ter des Anlageverm?gens von bis zu 30%
* Sonderabschreibung nach ?7g EStG (Investitionsabzugsbetrag) bei kleinen und mittleren Unternehmen
* Forschungszulage und Innovationspr?mien
Diese Ma?nahmen bieten Nachfolgern die M?glichkeit, notwendige Modernisierungen oder Digitalisierungsma?nahmen nach der ?bernahme steuerlich wirksam geltend zu machen und so Liquidit?t zu sichern.
Steuerberatung als kritischer Erfolgsfaktor
Die Unternehmensnachfolge ist ein hochkomplexer Prozess – juristisch, wirtschaftlich und emotional. Doch gerade in der steuerlichen Gestaltung steckt gro?es Potenzial, um sowohl f?r ?bergeber als auch ?bernehmer eine nachhaltige L?sung zu schaffen. Eine fr?hzeitige steuerliche Begleitung – idealerweise ?ber mehrere Jahre – kann nicht nur Steuerlasten vermeiden, sondern auch Liquidit?tsspielr?ume er?ffnen.
Fazit: Steuerpolitik muss Nachfolge f?rdern – nicht erschweren
Der Mittelstand braucht nicht nur F?rderprogramme, sondern vor allem verl?ssliche und gestaltbare steuerliche Rahmenbedingungen f?r die Unternehmensnachfolge. Die derzeit diskutierte Kaufpreisabschreibung ?ber zehn Jahre w?re ein entscheidender Hebel, um Unternehmens?bergaben attraktiver zu machen. In Verbindung mit gezielten Abschreibungsmodellen und weniger B?rokratie k?nnte Deutschland die drohende Nachfolgel?cke zumindest teilweise schlie?en – und die wirtschaftliche Zukunft des Mittelstands sichern.
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