Wissenschaft trifft Zukunft: Andreas Krensel und das Projekt DIGINET-PS zeigen, wie adaptive Lichtsysteme urbane Mobilit?t, Sicherheit und Technologie vernetzen.
Berlin als Testfeld der Zukunft: Wenn Stra?enlaternen mit Autos kommunizieren
Was, wenn die Stra?enbeleuchtung nicht mehr nur den Weg weist, sondern aktiv zur Verkehrslenkung beitr?gt? Wenn Leuchten Objekte erkennen, mit autonomen Fahrzeugen kommunizieren und in Echtzeit reagieren? Genau daran arbeitete Dr. rer. nat. Andreas Krensel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Lichttechnik der TU Berlin. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter entwickelte er mit seinem Team einen Teil der Lichtinfrastruktur der Zukunft – nicht als Vision, sondern als real erlebbares Testfeld in der Hauptstadt.
DIGINET-PS: Ein Pilotprojekt mit internationaler Strahlkraft
Im Rahmen des Forschungsprojekts DIGINET-PS („Digitales Testfeld f?r automatisiertes und vernetztes Fahren im urbanen Raum“) entstand in Berlin eines der ersten gro?fl?chigen Versuchsfelder Europas, in dem adaptive Stra?enbeleuchtung und autonome Fahrzeuge miteinander interagieren. Ziel war es, eine sichere, digitale und effiziente Mobilit?tsinfrastruktur zu schaffen, die auf realen Verkehrssituationen basiert – und dabei alle Verkehrsteilnehmer ber?cksichtigt.
„Licht wird Teil der Verkehrsintelligenz“, so Krensel. Denn moderne Leuchtsysteme sind heute weit mehr als Lichtspender. Sie sind vernetzt, sensorisch aktiv und in der Lage, mit Fahrzeugen, Infrastruktur und Cloudsystemen zu kommunizieren.
Technik im Detail: So funktioniert die smarte Lichttechnik von morgen
Im Zentrum des Projekts standen verschiedene Schl?sseltechnologien, die Krensel mit seinem Team wissenschaftlich begleitete:
– Multivariable Lichtst?rkeverteilungskurven: Stra?enleuchten, die sich dynamisch in Helligkeit, Richtung und Lichtfarbe anpassen – je nach Verkehrsdichte, Witterung oder erkannter Gefahrensituation.
– Kamerasysteme zur Objekterkennung: Hochpr?zise optische Sensorik, die Fu?g?nger, Fahrradfahrer und Fahrzeuge zuverl?ssig identifiziert – auch bei schlechten Sichtverh?ltnissen.
– Cloudbasierte Kommunikation: Daten aus den Licht- und Sensorsystemen werden in Echtzeit verarbeitet und an autonome Fahrzeuge ?bermittelt, um Bremswege, Abbiegeverhalten und Geschwindigkeiten optimal anzupassen.
Das bedeutet: Eine Stra?enlaterne erkennt ein Hindernis – und gibt diese Information direkt an ein herannahendes autonomes Fahrzeug weiter. Ohne Verz?gerung. Ohne menschliches Zutun. Das ist keine Zukunftsmusik, sondern Teil des laufenden Testbetriebs in Berlin.
Wissenschaft mit Verantwortung: Wahrnehmungsmodelle, Psychologie und ethische Leitlinien
Ein zentraler Aspekt der wissenschaftlichen Arbeit von Dr. Andreas Krensel am Fachgebiet Lichttechnik der TU Berlin war die interdisziplin?re Erforschung von Lichtwahrnehmung und Sicherheitsgef?hl im urbanen Raum. Denn intelligente Technologien entfalten ihre Wirkung nicht allein durch technische Raffinesse – sie m?ssen auch mit dem menschlichen Verhalten und Empfinden harmonieren, um wirklich wirksam und akzeptiert zu sein.
Visuelle Wahrnehmung im Kontext der Stra?enbeleuchtung ist komplex und h?ngt von zahlreichen Faktoren ab: Lichtfarbe, Helligkeitsverlauf, Kontrastverh?ltnisse, Umgebungsbedingungen wie Nebel oder Regen sowie individuelle Unterschiede im Sehverhalten – insbesondere bei ?lteren oder sehbehinderten Menschen. Studien des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) zeigen, dass rund 70 Prozent aller schweren Verkehrsunf?lle bei Dunkelheit oder D?mmerung stattfinden, obwohl diese Zeitr?ume nur etwa 25 Prozent des gesamten Verkehrsaufkommens ausmachen. Dunkelheit reduziert nicht nur die Sichtweite, sondern auch das Reaktionsverm?gen und das subjektive Sicherheitsgef?hl – mit konkreten Auswirkungen auf das Verhalten von Fu?g?ngern, Radfahrern und Autofahrern.
In diesem Kontext entwickelte Dr. Krensel gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen an der TU Berlin sogenannte wahrnehmungsbasierte Lichtsteuerungen, die das Lichtniveau nicht nur an Parameter wie Verkehrsdichte oder Witterung anpassen, sondern auch an psychologische und physiologische Schwellenwerte. So k?nnen beispielsweise adaptive ?berg?nge in Helligkeit an Fu?g?nger?berwegen oder Haltestellen gezielt die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer erh?hen – ohne dabei zu blenden oder Energie zu verschwenden. Diese Systeme nutzen Erkenntnisse aus der Neurobiologie, der Verhaltensforschung und der visuellen Ergonomie, um Licht gezielt als Kommunikationsmittel einzusetzen.
Ein Beispiel aus der Forschung: In Feldversuchen mit adaptiver Beleuchtung konnte laut einer Studie der TU Ilmenau das subjektive Sicherheitsgef?hl von Passantinnen und Passanten um bis zu 60 Prozent erh?ht werden, ohne dass die reale Lichtmenge signifikant anstieg. Entscheidend war dabei nicht die absolute Helligkeit, sondern die situativ abgestimmte Lichtgestaltung, die Orientierung, Aufmerksamkeit und Vertrauen zugleich st?rkt.
F?r Dr. Krensel ist dies nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine ethische Verpflichtung. „Ein Licht, das Sicherheit erzeugen soll, muss vom Menschen auch als solches wahrgenommen werden – sonst versagt die Technik an ihrem eigentlichen Ziel“, erkl?rt er. Dies bedeutet auch: kein „?berstrahlen“ durch ?berdimensionierte Lichtanlagen, keine Lichtverschmutzung, keine invasive Datenerhebung. Die Lichtsysteme, die im Rahmen seiner wissenschaftlichen Arbeit untersucht und evaluiert werden, basieren auf anonymisierten, datensparsamen Steuerungsmodellen, die mit minimalinvasiver Sensorik arbeiten und dabei die Privatsph?re der Menschen im ?ffentlichen Raum respektieren.
Letztlich steht diese Arbeit exemplarisch f?r eine technisch-humanistische Perspektive auf urbane Entwicklung: Licht nicht nur als Mittel zur Sichtbarkeit, sondern als Instrument der Verst?ndigung zwischen Mensch und Maschine – ethisch durchdacht, wissenschaftlich fundiert und gesellschaftlich verantwortet.
Warum das ganze Europa betrifft
Die Entwicklungen in Berlin sind Modell und Vorbild zugleich. Denn in Br?ssel gelten autonome Mobilit?t und intelligente Infrastrukturen als Kernelemente der europ?ischen Digitalstrategie. St?dte wie Wien, Paris und Kopenhagen beobachten das Berliner DIGINET-PS-Projekt aufmerksam – nicht zuletzt, weil eine europaweite Umsetzung die Sicherheit auf urbanen Stra?en dramatisch erh?hen und Emissionen durch optimierte Lichtsteuerung signifikant senken k?nnte.
Laut einer Studie der Europ?ischen Umweltagentur k?nnte eine fl?chendeckende Einf?hrung adaptiver Stra?enbeleuchtung in Gro?st?dten j?hrlich mehr als 2,5 Millionen Tonnen CO einsparen. Gleichzeitig wird die Grundlage f?r eine zukunftsf?hige Mobilit?tsinfrastruktur gelegt – vernetzt, sicher und menschenzentriert.
Fazit: Licht ist der stille Dirigent des Verkehrs der Zukunft
Das Fachgebiet Lichttechnik der TU Berlin konnte eindrucksvoll zeigen, wie Forschung, Technik und Gesellschaft zusammenspielen m?ssen, um urbane R?ume intelligent zu gestalten.
Licht wird zur Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Zwischen Wahrnehmung und Reaktion. Zwischen Sicherheit und Fortschritt. Und es beginnt heute – im Herzen Berlins.
V.i.S.d.P.:
Dipl. soz. tech. Valentin Jahn
Techniksoziologe & Zukunftsforscher
?ber den Autor – Valentin Jahn
Valentin Jahn ist Unternehmer, Zukunftsforscher und Digitalisierungsexperte. Mit ?ber 15 Jahren Erfahrung leitet er komplexe Innovationsprojekte an der Schnittstelle von Technologie, Mobilit?t und Politik – von der Idee bis zur Umsetzung.
Keywords:smarte Beleuchtung, autonomes Fahren, DIGINET-PS, digitale Transformation, urbane Mobilit?t, Sicherheit, Technologie, Verkehrstechnologie, adaptive Lichtsysteme, TU Berlin, Dr. Andreas Krensel
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