Ettlingen, 08.05.2025 – Die Nachhaltigkeitsberichtspflichten f?r Unternehmen wurden durch das „Omnibus-Paket“ deutlich reduziert. Die betroffenen Unternehmen reagieren erleichtert, doch wie relevant ist das Thema Nachhaltigkeit auf lange Sicht? Gibt es ?berhaupt Gr?nde ?ber die Aufweichung der Berichtspflichten erleichtert zu sein? Robert Szilinski, CEO der esentri AG, einem Beratungshaus, das Unternehmen bei der Twin Transformation, einem ganzheitlichen Ver?nderungsprozess ber?t, der die digitale und nachhaltige Transformation verbindet, dazu:
„Die Europ?ische Kommission hat k?rzlich mit dem „Omnibus“-Paket eine erhebliche Reduzierung der Berichtspflichten f?r Unternehmen vorgelegt. Mit der sogenannten „Stop-the-Clock“-Richtlinie verabschiedete das Europ?ischen Parlament am 14. April nun den ersten Teil des Pakets. Besonders betroffen sind das Lieferkettengesetz (CSDDD) und die Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD), deren Anforderungen gelockert wurden. Diese Entscheidung soll die europ?ische Wirtschaft st?rken, den Verwaltungsaufwand senken und Unternehmen um bis zu 40 Mrd. EUR entlasten.
Im Koalitionsvertrag der k?nftigen Regierungspartner ist zu lesen, dass diese die Omnibus-Initiative der EU unterst?tzt, und im Rahmen des angestrebten B?rokratieabbaus einige Sofortma?nahmen beim Thema nachhaltiges Wirtschaften plant. So soll das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) abgeschafft und durch die Umsetzung der Europ?ischen Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) ersetzt werden. Die Umsetzung soll „b?rokratiearm und vollzugsfreundlich“ von statten gehen.
Weniger B?rokratie ist sicherlich gut und die EU m?sste im Zuge dessen ihren Regulations-Tsunami korrigieren. Aber Nachhaltigkeit als strategischen Erfolgsfaktor aus dem Blick zu verlieren, w?re aus meiner Sicht ein fataler Fehler. Denn weniger Berichtspflicht hei?t nicht weniger Relevanz. Unternehmen sollten weiterhin in die Analyse wesentlicher Nachhaltigkeitsthemen investieren. Die Doppelte Wesentlichkeitsanalyse (DWA) bleibt der Goldstandard, um Chancen, Risiken und Handlungsfelder f?r die Zukunft zu identifizieren. Nur so wird Nachhaltigkeit zum Innovationstreiber.
Hinzu kommt, dass Investoren, Banken und Versicherungen weiterhin ESG-Daten einfordern werden. Die Anpassung der Standards bedeutet nicht, dass Kapitalgeber pl?tzlich weniger Transparenz erwarten. Gute ESG-Scores senken Finanzierungskosten und st?rken die Position von Unternehmen am Markt. Ich bin mir sicher, dass dieser Punkt weiterhin Bestand hat, denn hohe Risiken, wie zum Beispiel im Rahmen von Klimaszenario- und Klimarisikoanalysen, haben enorme wirtschaftliche Folgen.
F?r mich steht au?erdem fest: Unternehmen, die Nachhaltigkeit strategisch verankern, sind krisenfester und innovativer. Die aktuellen Anpassungen an der CSRD reduzieren zwar insbesondere f?r den Mittelstand den regulatorischen Druck; aber smarte Unternehmen nutzen die Chance, sich trotzdem – vielleicht sogar „gerade jetzt“ – proaktiv aufzustellen.
Die Entb?rokratisierung ist ein guter Schritt, aber Unternehmen sollten die neu gewonnenen Spielr?ume nicht als Freibrief sehen, um Nachhaltigkeit zu vernachl?ssigen. Wer jetzt strategisch investiert und weiter konsequent an den Zukunftsthemen arbeitet, sichert sich gerade jetzt einen echten Wettbewerbsvorteil. Der EU Green Deal ist so viel mehr als B?rokratie: Wir sollten die Chancen daraus nutzen, um unsere Wirtschaft fit f?r die Zukunft zu machen.“
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